Kardinal Reinhard Marx würdigt den Einsatz von Familien in der Corona-Zeit. "Niemand kann wohl ganz ermessen, wie viel in den Familien während des ersten Lockdowns geleistet wurde. Als Erzbischof kann ich nur voll Bewunderung auf all die Mütter und Väter blicken, die ihren Beitrag in dieser Krisenzeit geleistet haben, um ihr Familienleben zu gestalten und auch ihrem Bildungsauftrag für die Kinder gerecht zu werden", schreibt Marx in der aktuellen Ausgabe "Stimme der Familie" des Familienbunds der Katholiken. Dazu komme häufig auch die Sorge um die Großeltern, die oft zu besonderen Risikogruppen gehörten.
Der früherer Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz ergänzte, dass zusätzlich zur allgemeinen Anspannung auch vielerlei Enttäuschungen verkraftet werden mussten. "Vieles, was das Familienleben sonst ausmacht, wurde abgesagt oder verschoben, angefangen mit den normalen 'Highlights' des Alltags wie Geburtstagsfeiern oder auch Mittagessen mit den Großeltern", so der Münchner Erzbischof. Auch die religiösen Feiern wie Ostern oder Erstkommunionen seien betroffen gewesen.
Die Phase des ersten Lockdowns im Frühjahr hat laut Marx zahlreiche Schwierigkeiten für Familien mit sich gebracht. "Schon vor der Corona-Pandemie war die Parole 'Familien sind das Rückgrat unserer Gesellschaft' gerne und oft zu hören. Allerdings wirkt sie auf Familien angesichts ihrer Herausforderungen bisweilen wie eine leere Phrase, die nichts kostet und gut klingt", beklagte der Kardinal. Im Lockdown habe sich der Großteil der Aufmerksamkeit der Politik auf das Gesundheitswesen und die Wirtschaft gerichtet. Der Blick auf die Familie sei in diesen Wochen zu kurz gekommen.
"Für die kommenden Monate scheint absehbar, dass wir uns auf eine länger dauernde Beibehaltung von Maßnahmen zur Pandemieeindämmung einstellen müssen", so Marx. Auch wenn nicht alle Formen gottesdienstlicher Gestaltung für Kinder und Jugendliche so umsetzbar seien wie "vor Corona", seien die Pfarreien doch sehr aktiv, um Neues zu entwickeln. "Und vielleicht lernen wir, dass wir in der Kirche und in der Gesellschaft noch aufmerksamer auf die Familien und ihre Sorgen schauen", betonte der Kardinal. (KNA)